September 2008 - Apollo 13 Musik von Uwe Kohls

Über die neue Komposition >>Apollo 13<< von Uwe Kohls

Apollo 13>>Houston, we've had a problem<<


Die Faszination unseres Erdtrabanten hatte die Menschheit zum kühnsten denkbaren Unternehmen zum Flug zum Mond, angetrieben und die großartige Vision war mit der glücklichen Landung auf dem Mond am 24. Juli 1969 Wirklichkeit geworden. Die übernächste Mission, Apollo 13 sollte als "glücklicher Fehlschlag" in die Geschichte der NASA eingehen. Ein Sauerstofftank war unterwegs explodiert. Die geplante dritte Landung auf dem Mond war unmöglich geworden, ja es war unsicher, ob es überhaupt gelänge, die Besatzung wieder lebend zur Erde zu bringen.


>>Uwe Kohls zu Apollo 13<<

Die Idee zur Komposition kam eines Nachts beim Zappen. Ich blieb so oft an der Space-Night hängen. Die Liveübertragung der Landung von Armstrong und Aldrin auf dem Mond Uwe Kohlswurde wiederholt. Die Bilder faszinierten mich unglaublich und so saß ich bis fünf Uhr morgens am Bildschirm.

Ursprünglich wollte ich zur ersten Mondlandung Musik schreiben doch ein cleverer Flügelhornist aus meinem damaligen Orchester wies mich auf das dramatische Potential der Apollo 13- Mission hin. Mein Dank ist ihm gewiß.

Die Geschichte der >>Apollo 13<< beschäftigte mich dann einige Zeit. Der Start, die Schwerelosigkeit, das Erlebnis, die Erde "von draußen" betrachten zu können (vor allem nach dem Umfliegen des Monds der Aufgang der Erde am Horizont des Monds), die Panik durch den Zwischenfall, der Wiedereintritt und die große amerikanische Konfettiparade am Ende schienen mir geeignete Folgen von Bildern für eine Tondichtung für sinfonisches Blasorchester zu sein.

Die Filmmusik des berühmten gleichnamigen Hollywood-Streifens hat mit meinem Stück, für das die redaktionelle Schreibarbeit etwa sechs Wochen betrug, jedoch nichts zu tun.

Schon der Start der gewaltigen, 110 Meter hohen Saturn V-Rakete ist ein Ereignis der Superlative; die ganze Thematik kann man nur mit der großen dynamischen Bandbreite eines Blasorchesters darstellen. So ist das Stück ganz in der Manier der großen amerikanischen Filmmusiken gestaltet, von der Themenfindung, der Harmonik, der Instrumentation bis zum Schlusspunkt, der amerikanischen Nationalhymne - eine strahlende Blechorgie.

Aus meiner Blasorchesterpraxis ist mir bekannt, dass das Blech gerne "losgelassen" wird, dass es entfesselt werden möchte; diesem Wunsch wollte ich nun in einem geeignetem Rahmen nachkommen. Das Kopfthema befindet sich an der Stelle des Starts der Rakete. Ein solcher Start braucht volle Schubkraft der Triebwerke. Das bedeutet ins Musikalische übersetzt: Vollgas im Blech.

In den ruhigen Teilen (Schwerelosigkeit, Rückblick) ist viel Raum für Individualität des Holzes. Das Schlagzeug hat im Hinblick auf Effekte und der Erzielung großer Klangmassen dankbare und teilweise ungewöhnliche Aufgaben. So sollen beispielsweise phasenweise Weingläser mit feuchten Fingern zum Klingen gebracht werden. Dazu soll auf dem Vibraphon mit drei Kontrabassbögen ein Akkord gestrichen werden. Darüber liegen Solomelodien für Oboe und Flöte. Dies schafft ein ätherisches Klangbild, das die Schwerelosigkeit beschreibt. 

>>Apollo 13<< bietet allen Beteiligten (nicht zuletzt) dem Dirigenten die Gelegenheit, eine umfassende Visitenkarte in der Höchststufe abzuliefern. Die Uraufführung fand mit dem Musikverein Werneck unter der Leitung von Tanja Berthold statt.

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